Verhinderungspflege: Anspruch und Leistungen
Die Pflege von Angehörigen ist eine herausfordernde Aufgabe – vor allem, wenn sie neben einem Job und weiterer Care Arbeit erfolgt. Auch pflegende Angehörige haben ein Recht auf Erholung. Dank des Budgets der Verhinderungspflege können Sie sich sicher sein, dass Ihre Angehörigen auch in Ihrer Abwesenheit gut versorgt sind. Erfahren Sie hier mehr über die Verhinderungspflege und wann auf Verhinderungspflege Anspruch besteht.
Was ist Verhinderungspflege?
Mit der Verhinderungspflege (auch Ersatzpflege) stellt die Pflegeversicherung Mittel zur Verfügung, mit der die zeitlich begrenzte Abwesenheit von Pflegenden überbrückt werden kann. Sind pflegende Angehörige aufgrund von dienstlichen Verpflichtungen wie Dienstreisen, Lehrgängen oder Prüfungen oder auch aufgrund von Urlaub oder Krankheit verhindert, kann über die Leistungen für Verhinderungspflege ein Ersatz organisiert werden. Dafür kommen neben ambulanten Pflegediensten auch ehrenamtliche Helfer oder andere Verwandte und Bekannte, die nicht als Pflegeperson eingetragen sind, infrage. Dabei ist auch eine Kombination aus verschiedenen Betreuungsmodellen möglich. (Quelle: BMG)
Verhinderungspflege Anspruch
Ab Pflegegrad 2 besteht ein Verhinderungspflege Anspruch für bis zu 28 Tage pro Jahr (vier Wochen). Um diesen Anspruch geltend zu machen, müssen einige Voraussetzungen erfüllt sein. So muss die Pflege regelmäßig durch private Pflegepersonen in häuslicher Umgebung geleistet werden. Übernimmt ein ambulanter Pflegedienst die Pflege vollständig, besteht kein gesonderter Anspruch auf Verhinderungspflege. Zudem muss im Jahr 2023 noch eine Vorpflegezeit von mindestens sechs Monaten vorliegen, bevor zum ersten Mal Verhinderungspflege in Anspruch genommen werden kann. Ab 2024 kann es auch ab dem ersten Tag des Eintrags in Anspruch genommen werden. Zur Vorpflegezeit zählt dabei auch der Zeitraum, in dem nur Pflegegrad 1 vorlag. Erst dann, wenn die Verhinderungspflege in Anspruch genommen wird, muss mindestens Pflegegrad 2 festgestellt sein. (Quelle: Sozialgesetzbuch XI, Kapitel 4, § 39 Häusliche Pflege bei Verhinderung der Pflegeperson)
Gründe für einen Verhinderungspflege Anspruch
Die Verhinderungspflege kann tage- oder stundenweise in Anspruch genommen werden. Entscheidend dabei ist, dass die Abwesenheit nur zeitweise und nicht dauerhaft vorliegt.
Um die tageweise Verhinderungspflege in Anspruch zu nehmen, können folgende Gründe geltend gemacht werden.
- Urlaub
- Krankenhausaufenthalt
- Reha-Aufenthalt
- Ruhetage
- Fortbildungen
- Dienstreisen
Die stundenweise Verhinderungspflege kann mit folgenden Anlässen begründet werden:
- Prüfungen
- Fortbildungen
- wichtige Termine, z.B. beim Arzt oder auf Ämtern
- Freizeitaktivitäten, auch private Treffen
Anspruch auf Verhinderungspflege besteht für die Pflegegrade 2 bis 5. Bei Pflegegrad 1 liegt noch kein Anspruch vor. Insgesamt können maximal sechs Wochen (42 Tage) pro Jahr Verhinderungspflege in Anspruch genommen werden.
Wer übernimmt die Verhinderungspflege?
Die Verhinderungspflege kann im häuslichen Umfeld oder stationär erfolgen. Bei der stationären Verhinderungspflege wird die pflegebedürftige Person in einem Pflegeheim professionell betreut. Diese Form der Betreuung ist meist ziemlich kostenintensiv.
Günstiger und flexibler ist es, wenn die Verhinderungspflege im häuslichen Umfeld erbracht wird. Hier kommen nämlich unterschiedliche Betreuungsmodelle infrage. Vom Budget der Verhinderungspflege kann selbstverständlich ein ambulanter Pflegedienst oder ein sonstiger professioneller Pflegedienstleister beauftragt werden. Die Pflege kann aber auch teilweise oder vollständig durch Privatpersonen wie Verwandte, Bekannte, Nachbarn oder Ehrenamtliche übernommen werden. Diese dürfen jedoch nicht als Pflegeperson eingetragen sein. Vertreten sich zwei eingetragene Pflegepersonen, gibt es keinen Verhinderungspflege Anspruch.
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Verhinderungspflege: Anspruch auf Leistungen
Im Rahmen des Verhinderungspflege Anspruchs können alle Aufgaben an die Ersatz-Pflegeperson übertragen werden, die normalerweise von der Hauptpflegeperson übernommen werden. Häufig sind dies Aufgaben der Grundpflege wie Körperpflege, Hilfe beim Anziehen oder Toilettengang. Aber auch klassische haushaltsnahe Dienstleistungen wie Putzen, Waschen, Einkaufen und Kochen können über das Budget der Verhinderungspflege in Anspruch genommen werden.
Wenn neben der häuslichen Pflege durch Angehörige oder andere Privatpersonen auch eine medizinische Versorgung durch Pflegedienstleister erfolgt, so können diese Leistungen auch während der Verhinderungspflege über das Pflegesachleistungskonto abgerechnet werden, unabhängig davon, wer die Verhinderungspflege übernimmt. Mit FLEXXI können Sie deshalb ganz flexibel genau die Leistungen zubuchen, die Sie benötigen.
Verhinderungspflege: Anspruch auf Kostenübernahme
Ab Pflegegrad 2 stehen maximal 1.612 Euro pro Kalenderjahr im Rahmen des Verhinderungspflege Anspruchs zur Verfügung. Dieser Betrag erhöht sich um maximal 887 Euro, wenn Leistungen aus der Kurzzeitpflege für Verhinderungspflege umgewidmet wurden. Im Budget für Kurzzeitpflege müssen nach den für Verhinderungspflege in Anspruch genommenen Mitteln als „Reserve“ immer mindestens 968 Euro verbleiben. Auch der maximale Zeitraum erhöht sich über das Kurzzeitpflegebudget von regulär 28 Tagen auf bis zu sechs Wochen (42 Tage). Der Maximalbetrag für Verhinderungspflege liegt damit insgesamt bei 2.499 Euro pro Jahr.
Die Leistungen fallen jedoch geringer aus, wenn die Verhinderungspflege von Personen übernommen wird, die mit dem Pflegebedürftigem im ersten oder zweiten Grade verwandt oder verschwägert sind oder im gleichen Haushalt wohnen. In diesem Fall ist das Verhinderungspflegebudget beim 1,5-fachen des monatlichen Pflegegelds gedeckelt. Zu beachten ist, dass das Pflegegeld während der Verhinderungspflege nur zur Hälfte weitergezahlt wird.
Überblick über Höhe der Leistungen für Verhinderungspflege
Die Höhe des Budgets für Verhinderungspflege ist ab Pflegegrad 2 einheitlich. Lediglich, wenn die Verhinderungspflege durch nahe Angehörige erfolgt, gibt es Unterschiede zwischen den Pflegegraden, da das Verhinderungspflegebudget in Anlehnung an das Pflegegeld berechnet wird:
Pflegegrad | Verhinderungspflege durch professionelles Pflegepersonal | mit Umwidmung des Budgets für Kurzzeitpflege | Verhinderungspflege durch nahe Angehörige |
1 | 0 € | 0 € | 0 € |
2 | bis zu 1.612 Euro | bis zu 2.499 Euro | bis zu 474,00 Euro |
3 | bis zu 1.612 Euro | bis zu 2.499 Euro | bis zu 817,50 Euro |
4 | bis zu 1.612 Euro | bis zu 2.499 Euro | bis zu 1.092,00 Euro |
5 | bis zu 1.612 Euro | bis zu 2.499 Euro | bis zu 1.351,50 Euro |
(Quelle: Sozialgesetzbuch XI, Kapitel 4)
Verhinderungspflege Anspruch stundenweise nutzen
Gut zu wissen: Wird die Verhinderungspflege nicht tage-, sondern lediglich stundenweise in Anspruch genommen, damit die pflegende Person private oder dienstliche Termine wahrnehmen kann, reduziert sich lediglich das finanzielle Budget der Verhinderungspflege. Das zeitliche Budget reduziert sich nur, wenn volle Tage in Anspruch genommen werden. Das bedeutet, dass der Verhinderungspflege Anspruch theoretisch zeitlich unbegrenzt genutzt werden kann, wenn die Pflegeperson in einem Jahr keine längeren Abwesenheiten durch Urlaub oder ähnliches plant. In diesem Fall können über das Verhinderungspflegebudget im Alltag kleine Ruheinseln eingebaut werden, in denen die Pflegeperson sich erholen kann. Auch kurzzeitige Vertretungen dieser Art können Sie flexibel über FLEXXI buchen. (Quelle: Sozialgesetzbuch XI, Kapitel 4, § 39 Häusliche Pflege bei Verhinderung der Pflegeperson)
Verhinderungspflege Anspruch beantragen
Ab Pflegegrad 2 können Sie Gelder für die Verhinderungspflege beantragen. Die Beantragung erfolgt über ein formloses Schreiben an die Pflegekasse. Eine Antragstellung ist auch rückwirkend möglich, falls der Anlass für die Verhinderungspflege kurzfristig eingetreten ist. Die Abrechnung der Kosten erledigen professionelle Dienstleister in vielen Fällen direkt über die Pflegekasse. Wird die Verhinderungspflege durch Verwandte erbracht, kann der Kostenzuschuss über ein Formular der Pflegekasse beantragt werden.
Verhinderungspflege oder Kurzzeitpflege – was sind die Unterschiede?
Während die Verhinderungspflege die häusliche Pflege bei Verhinderung der Pflegeperson während einer geplanten Abwesenheit abdecken soll, sollen mit der Kurzzeitpflege ungeplante Betreuungsengpässe aufgefangen werden. So kann eine Kurzzeitpflege notwendig werden, weil die pflegenden Angehörigen selbst plötzlich erkrankt sind und die Pflege nicht leisten können. Die Inanspruchnahme einer Kurzzeitpflege ist auch möglich, wenn die pflegebedürftige Person eine kurzfristige stationäre Betreuung durch professionelle Pflegekräfte benötigt, zum Beispiel nach einer Operation.
Die Kurzzeitpflege erfolgt entsprechend immer stationär, während bei der Verhinderungspflege in der Regel eine ambulante Versorgung in häuslicher Umgebung sichergestellt wird. Kurzzeitpflege kann pro Jahr für maximal acht Wochen in Anspruch genommen werden, entsprechend liegt auch der Maximalbetrag mit 1.774 Euro pro Jahr etwas höher als bei der Verhinderungspflege. (Quelle: Sozialgesetzbuch XI, Kapitel 4, § 42 Kurzzeitpflege)
Die Budgets für Verhinderungspflege und Kurzzeitpflege können je nach Bedarf bis zu einem Maximalbetrag miteinander verrechnet werden. Beide Leistungen können ab Pflegegrad 2 in Anspruch genommen werden. (Quelle: Sozialgesetzbuch XI, Kapitel 4, § 39 Häusliche Pflege bei Verhinderung der Pflegeperson)
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Pflegende Angehörige haben es verdient, auch mal sorgenfrei durchzuatmen. Dank FLEXXI können Sie sich sicher sein, dass Ihre Angehörigen auch während Ihrer Abwesenheit gut versorgt sind. Über die FLEXXI-App können Sie bis zu drei Wochen im Voraus ausgebildete Pflegekräfte für alle Leistungen der Verhinderungspflege buchen. Anhand Ihrer Anforderungen und Ihres Wunsch-Stundenlohns matchen wir Sie mit passenden Pflegekräften. Probieren Sie FLEXXI direkt aus – die Nutzung der App ist für Sie kostenlos!
Häufige Fragen zum Verhinderungspflege Anspruch
Ab welchem Pflegegrad besteht ein Verhinderungspflege Anspruch?
Ab Pflegegrad 2 stehen 1.612 Euro pro Jahr für Verhinderungspflege zur Verfügung. (Quelle: Sozialgesetzbuch XI, Kapitel 4, § 39 Häusliche Pflege bei Verhinderung der Pflegeperson)
Kann ich den Verhinderungspflege Anspruch auch stundenweise nutzen?
Das ist möglich. Kurzfristige Abwesenheiten aufgrund eigener Arzt- oder Amtstermine, aber auch aufgrund privater Verabredungen oder dienstlicher Termine, sind Gründe, um die Verhinderungspflege stundenweise in Anspruch zu nehmen. In diesem Fall reduziert sich auch nur das finanzielle Budget. Ihr zeitlicher Maximalanspruch sinkt nicht, da hier nur volle Tage zählen. (Quelle: Sozialgesetzbuch XI, Kapitel 4, § 39 Häusliche Pflege bei Verhinderung der Pflegeperson)
Reduziert sich das Pflegegeld durch die Verhinderungspflege?
Nehmen Sie die Verhinderungspflege tageweise in Anspruch, wird für diesen Zeitraum nur die Hälfte des Betrags des Pflegegeldes gezahlt. Bei stundenweiser Verhinderungspflege erhalten Sie weiterhin das volle Pflegegeld. (Quelle: Sozialgesetzbuch XI, Kapitel 4, § 39 Häusliche Pflege bei Verhinderung der Pflegeperson)
Können nicht genutzte Verhinderungspflege Ansprüche ins Folgejahr übertragen werden?
Nein, das Budget kann nicht „angespart“ werden, sondern muss zum Jahresende verbraucht werden. Eine rückwirkende Abrechnung ist jedoch möglich.
Was ist ein angemessener Stundenlohn für Verhinderungspflege?
Prinzipiell können Sie den Stundenlohn für die Verhinderungspflege mit der Pflegeperson individuell aushandeln. Wenn Sie Privatpersonen mit der Verhinderungspflege beauftragen, sollten Sie darauf achten, dass der gezahlte Stundenlohn nicht dem von professionellen Pflegedienstleistern entspricht. Sonst könnte die Pflegekasse die Höhe beanstanden und unter Umständen nicht voll erstatten.
Professionelle Pflegedienstleister können deutlich freier vergütet werden. Über FLEXXI können Sie Ihren Wunschstundenlohn angeben und nach ausgebildeten Pflegekräften suchen. Wir beraten Sie gern, welche Höhe angemessen ist.
(Quelle: Sozialgesetzbuch XI, Kapitel 4, § 39 Häusliche Pflege bei Verhinderung der Pflegeperson)
Muss das Geld für Verhinderungspflege versteuert werden?
Erhalten Privatpersonen Geld, weil sie die Verhinderungspflege von Verwandten und Bekannten übernehmen, so sind diese Einkünfte in der Regel steuerfrei. Professionelle Pflegedienstleister müssen diese Einnahmen natürlich versteuern. Über FLEXXI können Sie selbstständige Pflegekräfte beauftragen, die die Steuern selbstständig abführen. Sie hingegen müssen keine Arbeitgeberpflichten übernehmen.