Angespannte Personalsituationen, fehlende Fachkräfte, lange Arbeitszeiten und schlechte Bezahlung - die Pflegebranche in Deutschland sieht sich nicht erst seit Corona mit vielseitigen Problemen konfrontiert. Nun gerät der bayerische Gesundheits- und Pflegeminister Klaus Holetschek (CSU) in die Defensive.


In der BR-Sendung “jetzt red i” erhielten Personen aus dem Publikum die Chance, den Minister mit ihren Fragen und Ängsten zu konfrontieren. Lars Rapus, ein Pfleger aus Altötting, kritisiert vor allem den dramatischen Personalmangel, unter dem am Ende vor allem Pflegekräfte leiden, denn diese versuchen selbst dieses Problem anzugehen, indem sie sich verausgaben. Sie nehmen Überstunden an und springen ein, doch diese Überlastung kann oft unter anderem zu Depressionen, Angstzuständen und Erschöpfung führen. 


Dazu kommt, dass die Pflege an sich kaum mehr bezahlbar ist. Sowohl von Seiten der Pflegedienste als auch von pflegenden Angehörigen hagelt es Kritik. Der Betreiber eines ambulanten Pflegedienstes ist der Meinung, dass pflegende Angehörige finanziell überlastet sind und mittlerweile wegen steigenden Energiepreisen arbeiten müssen. Daraus kann es zu einer Unterversorgung kommen, weil Pflegeleistungen deshalb zurückgeschraubt werden. Inzwischen ist es schwierig, überhaupt einen Pflegedienst zu finden, so eine pflegende Angehörige.

Ein Pflege-Azubi fasst die Katastrophe zusammen: Die Verantwortung wird von Seiten von Holetschek und der CSU immer nur abgeschoben. Sei es der Tarifpartner, der Bund oder Europa selbst - Holetschek und die Bundesregierung hätten das System mitsamt Prozeduren schon längst ändern müssen, um wirklich etwas zu erreichen. Mittlerweile steht lange fest, dass sich Deutschland in einem Pflegenotstand befindet und am Limit ist, daher ist die aktuelle Situation nicht zu verzeihen. 

Eine Änderung in der Pflege ist unvermeidbar. Holetschek kontert mit einigen Ideen. Er gibt zu, dass die Pflege kurz vor einer Katastrophe steht. Nun soll die Investition von Geld daran etwas ändern. Denn “wenn es 100 Milliarden für die Bundeswehr gibt, müsse es auch etwas für die Pflege geben”, so Holetscheck. Die Einführung sogenannter “Springer-Pools” und "verlässlicher Dienstpläne” sollen das Gesundheitspersonal entlasten. Außerdem betont er im Hinblick auf die Pflegeversicherung, dass ein Vorschlag der CSU bereits diskutiert wird und sie diese reformieren wollen.  

Letzten Endes gibt es zahlreiche Möglichkeiten, die Pflegesituation zu verbessern. Es ist wichtig, alle Seiten anzuhören, um wirklich eine Änderung herbeizuführen. Denn das Gesundheitspersonal, pflegende Angehörige, und auch Pflegebedürftige Menschen wissen am Besten, welche Reformen notwendig sind, um den aktuellen Pflege-Notstand zu bekämpfen. 

 Quelle: 18.10.2022, Merkur, lesen Sie den Artikel hier.