Der Pflegeberuf ist anstrengend, zeitaufwendig und ein Knochenjob. Geschultes Wissen ist Voraussetzung für einen sicheren, ausgebildeten Umgang mit Pflegebedürftigen, um einen reibungslosen Arbeitsalltag und die Sicherheit der Patienten zu gewährleisten. 


Doch in der Realität sieht das manchmal anders aus: Erst kürzlich geriet eine fragwürdige Vermittlungsagentur für Pflegekräfte in Berlin in Verdacht, unausgebildete Pflegekräfte zu vermitteln. Monatelang hatte ein Undercover Team von RTL recherchiert und schließlich den Skandal aufgedeckt.


Der rheinland-pfälzische Vermittlungsagentur “Seniorcare24” wird vorgeworfen, in Zusammenarbeit mit der Sprachagentur “Konik”, Frauen aus Osteuropa unter falschen Versprechungen (unter anderem einem Gehalt von 2000 Euro im Monat und einem mehrwöchigen Training),  in eine “24-Stunden-Betreuung” vermittelt zu haben.


Das versprochene Training, in welchem grundlegende Deutsch- und Pflegekenntnisse geschult werden sollten, fand nie statt. Allerdings erhielten die Frauen trotzdem ein Zertifikat und wurden weitervermittelt an deutsche Familien als “24-Stunden-Betreuung”. 


Bei der achtmonatigen Recherche von RTL kam raus: Weder die Familien pflegebedürftiger Angehöriger noch die zukünftigen Pflegekräfte erhielten das, was Ihnen versprochen wurde. Das betrügerische System der “Seniorcare24” nutzt dreißt die Verzweiflung beider Seiten aus und verdient damit auch noch Geld.


Das sogenannte Training fand in einem "Rekrutierungslager” in Polen statt. Die Frauen lebten gemeinsam auf engstem Raum in einem Haus zusammen mit Mehrbettzimmern und Etagenbetten und sollen voraussichtlich schnell in Deutschland vermittelt werden. Insbesondere Ukrainerinnen werden dort momentan angetroffen, die auf eine bessere Zukunft hoffen. 


Allerdings erhalten die Frauen statt einer Ausbildung nur Bescheinigungen für einen “Betreuungskurs für ältere Menschen”, und vermeintliche Deutsch- und Pflegeschulungen, die nie stattgefunden haben . Ebenfalls erstellt die Vermittlungsagentur fiktive Bewerberprofile und vervollständigt diese durch gefälschte Schulungszertifikate. 


Als “Seniorcare24” auf den Skandal angesprochen wird, lautet deren Aussage wie folgt:

"Es werden keine Fachkräfte vermittelt, das wird auch nirgendwo behauptet. In all unseren Aussagen gegenüber Kunden wird von einer Ersatztochter gesprochen, nicht von Profis. Und der Begriff "Pflegerin" ist in Polen nicht dergestalt gemeint, dass dabei unbedingt Fachpersonal benötigt wird". Angesprochen auf die erstellten Bewerberprofile erklärt die Agentur, dass man sich hierzu auf die Angaben der Betreuerinnen stütze: "Wir schreiben immer das rein, was wir selbst von den Kandidatinnen bekommen. Verschiedene Angaben lassen sich auch nicht faktisch prüfen."


Obwohl seitens der Undercover Ermittlerin keine Angaben gemacht wurden, wurde diese nach dem “Schulungsprogramm” von “Seniorcare24” an eine deutsche Familie als “24-Stunden-Betreuung” vermittelt - trotz fehlender Qualifikationen und Wissen.


Diese Masche vermeintlicher Vermittlungsagenturen ist sehr gefährlich und kann im schlimmsten Fall sogar tödlich enden. Dieser Betrug stellt einen großen Teil der Pflegestruktur in Deutschland in Frage. Die zertifizierte Ausbildung von Pflegekräften ist eine grundlegende Voraussetzung für ein funktionierendes Gesundheitssystem. 

Quelle: 2023, ntv, lesen Sie den Artikel hier.